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Zinskommentar 24-09-2010

Zinskommentar der Woche

US-Notenbank gibt keine Entwarnung

Robert Haselsteiner Interhyp
Mit klaren Aussagen zur weiterhin angespannten Lage der amerikanischen Konjunkturentwicklung und mit dem Hinweis, alle Möglichkeiten der geldpolitischen Unterstützung nutzen zu wollen, hat die US-Notenbank diese Woche die Nachfrage am Anleihemarkt wieder anspringen lassen. Die Marktteilnehmer interpretieren die Aussagen als klares Zeichen, dass die Leitzinsen noch sehr lange bei praktisch Null Prozent bleiben werden und dass die Notenbank im Eventualfall mit weiteren Aufkäufen von Staats- und Hypothekenanleihen Geld drucken wird. Was für die Anleihekurse positiv ist, versetzt dem US-Dollar hingegen einen schweren Schlag. Mit einem Kurs von inzwischen über 1,34 gegen den Euro hat der Dollar weiter nachgegeben und eindeutig den Euro als derzeit schwächste der großen Währungen abgelöst. Plötzlich scheint in der Einschätzung der Investoren die US-Misere sogar die Schwäche der europäischen Problemländer zu übertreffen. Gleichzeitig wehrt sich auch China vehement gegen eine Aufwertung seiner Währung. Es ist erkennbar, dass wir mitten in einem Abwertungswettrennen stecken, in dem jeder gerne seinen Export durch eine schwache Währung steigern möchte und zwar zu Lasten des anderen. Das Problem bleibt aber die zu schwache Konsumnachfrage weltweit. Vor allem in den USA und in vielen Teilen Europas. Selbst in China sind es die Investitionen, die treiben - und nicht der Konsum. Deutschland kann zwar derzeit von dieser starken Nachfrage im Investitionsgüterbereich stark profitieren – mittelfristig muss aber entweder der Konsum steigen oder man muss sich mit weniger Wachstum zufrieden geben.

Für die nächsten Wochen erwarten wir weiterhin bewegte Zinsmärkte, da uns der Wettstreit der Deflationsanhänger und der Inflationsgläubigen weiter begleiten wird. Vorerst scheint das Deflationsszenario im Vordergrund zu stehen – es bleibt jedoch für Baufinanzierungskunden gefährlich, auf tiefere Zinsen zu spekulieren. Da eine Baufinanzierung in der Regel 25 Jahre läuft, kann es kein Fehler sein, diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern. Wir empfehlen, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Sollzinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Grundsätzlich empfehlen wir, bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von zwei bis drei Prozent zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind momentan zum Beispiel sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko, später zu deutlich höheren Zinsen eine Anschlussfinanzierung vornehmen zu müssen, wird damit bereits jetzt ausgeschlossen.

von Robert Haselsteiner (Gründer und Vorstand der Interhyp AG)


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